In einem geladenen Realisierungswettbewerb sollten Lösungen entwickelt werden, wie in den Räumen des östlichen Kreuzgangflügels des Domes zu Schwerin ein Gemeinderaum– der Domsaal, geschaffen werden kann. Unser Entwurf für den Gemeinderaum, der sowohl für Gottesdienste als auch für Begegnungen, Musikveranstaltungen, Kantoreiproben, Seminare und Freizeiten genutzt werden soll, basiert auf fünf Prämissen:
der eindeutigen, zentralen und identitätsgebenden Erschließung als elementares Gestaltungselement; einer nur geringfügigen Veränderung der unter Denkmalschutz stehenden Bausubstanz; der Erhalt der Thomaskapelle mit seinen Prinzipalstücken von Friedrich Press; einer größtmöglichen Multifunktionalität des Raumes und der Revitalisierung des Innenhofes des Kreuzgangs zu einem qualitätsvollen Außenraum.
Die fußläufige Erschließung des neuen Domsaales erfolgt durch den ostwestlich verlaufenden Kreuzgang in den Kreuzganginnenhof auf ein neu geschaffenes Plateau. Durch das Versetzen eines historischen, dreibahnigen, neugotischen Spitzbogenfensters nach außen, wird ein neuer prägnanter Eingang geschaffen. Zentral vom Eingang aus wird durch eine neu eingefügte Treppe der ehemalige Bibliotheksraum – der Domsaal im 1. Obergeschoss erschlossen. Der Saal ist geprägt von der historischen Nutzung als offener und weitspannender Innenraum.
Der rechteckige, nach Nord-Süd ausgerichtete Raum ist mit seinen zehn stählernen Stützen in drei Längs- und sechs Querschiffe unterteilt. Über den zehn Stützen erhebt sich eine preußische Kappendecke. Das südliche der sechs Querschiffe dient am Zugang des Saales als Vorraum mit angeschlossener Garderobe und beherbergt eine kleine Sakristei in der östlichen Raumecke. Vom Vorraum aus gelangt man direkt in den Saal. Die Raumbildung des Domsaal geschieht durch die Hinzufügung additiver Elemente sowie mobiler und präzise gesetzte Einbauten bei gleichzeitiger Erhaltung der ursprünglichen innenräumlichen atmosphärische Qualität. Eine halbkreisförmige, hölzerne, rautenförmige Deckenstruktur – ähnlich eines Baldachins – welche auf 8 Stützen abgesetzt ist, bildet ein Zentrum im Raum, dass in der östlichen Innenfassade einen Altarbereich bzw. Bühnenbereich entstehen lässt.
Ein großer raumbildender Vorhang, der die Bereiche des inneren und äußeren Zirkels voneinander trennt, soll im geöffneten und dann innerhalb einer Rotunde geparkten Zustand, die tragende Raumakustik für Gesang und Orgelspiel nicht beeinträchtigen. Im geschlossenen, abgetrennten Zustand modelliert und optimiert er die Akustik für Sprachverständlichkeit und Musik.
Projekttyp | eingeladener Realisierungswettbewerb |
Auszeichnung | 2. Rang |
Bearbeitung | 2019 |
Standort | Schwerin |
Auslober | Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin |